Wie lebt es sich
Die Schulspeisung
Das nationale Programm für die Schulkantinen soll eine warme Mahltzeit in der Schule gewährleisten und damit dazu beitragen, den Schulbesuch attraktiver zu machen.
Die Reichung eines Snacks oder einer warmen Mahlzeit hat auf den kapverdischen Inseln eine lange Tradition und existierte schon während der Kolonialzeit. Damals allerdings weder systematisch noch standardisiert.
Schulspeisung seit der Unabhängigkeit der Kapverden
Noch am 30. Mai 1975 entwickelte das Kultusministerium das Programm „"Ajuda Alimentar aos Estudantes de Cabo Verde" für alle Schüler und Studenten, um die Vernachlässigung durch die Kolonialmacht zu beseitigen.
Im August 1976 unterzeichnete die Regierung der Kapverden ein Grundsatzabkommen mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (englisch: UN World Food Programm, WFP). Im Jahr 1979 begann dann ein Pilotprojekt in den Schulkantinen von São Nicolau in über 38 Schulen mit 3063 Schülern.
Dieses Experiment brache sehr positive Ergebnisse, die Unterernährung wurde reduziert und die Schulbesuche stiegen an. 1987 war das Programm auf alle Inseln und auf alle Grundschüler ausgedehnt.
Teilrückzug WFP ab 1996
Im Jahr 1996 gab es die ersten Versuche des WFP sich aus Kapverden zurückzuziehen, in dessen Verlauf sich die Regierung der Kapverden (Carlos Veiga, MPD) und die Welthungerhilfe auf einen schrittweisen Rückzug der UN-Organisation von den Kapverden einigten.
Um diesen Teil-Rückzug zu kompensieren, hat die Regierung ein Zusatzprogramm auf die Beine gestellt. Aber mit der zunehmenden Zahl der Studierenden und der begrenzte Kapazität der Akteure auf lokaler und nationaler Ebene, einer anderen Prioritätensetzung der finanzielle Mittel in andere Bereiche begannen die Schulkantinen immer unregelmäßiger zu arbeiten. Die Schule wurde wieder vermehrt geschwänzt und die Zahl der Schulabbrecher nahm zu.
Wiederaufnahme und Verstärkung ab 2001
Deßhalb hat die kapverdische Regierung 2001 (J.M. Neves,PAICV) die Welthungerhilfe gebeten, die Hilfe für alle diese Schulkantinen fortzusetzen. Zusätzlich erfolgte eine Ausdehnung auf die Vorschulen (Kindergärten) von der 81. 500 Kinder profitierten.
Vom armen Entwicklungsland zum Schwelleland 2005 ff.
Schon bei den Diskussionen, dass sich Kapverden selber nicht mehr als Entwicklungsland betrachte, sondern zu den "Schwellenlanänder" aufgerückt sei, gab es erste Singale, dass mit diesem Schritt auch das Engagement der Welthungerhilfe auf den Kapverden zu Ende gehen würde.
Schon 2004 wurde die Entscheidung getroffen, diese Hilfe einzustellen, da nach WPA Ansicht die geringe Analphabetenrate, das vorhande Pro-Kopf Einkommen und die positive Entwicklung des Human Development Index einen Verbleib nicht mehr länger rechtfertigen würde. Damals gelang es der kapverdianischen Regierung, die UN davon zu überzeugen, dem Land bis 2010 Zeit zu lassen, um die Fianzierung für ein eigenes Programm für die Schulkantinen zu organisieren.
Als sich dann das WFP 2010 wie gelant endgültig aus diesem Programm zurückzog, hatte die Regierung genügend Mittel organisiert, um in den Vorschulen und Grundschulen mehr als 100.000 Kinder, meist aus armen Familien stammend, mit dieser täglichen Mahltzeit zu versorgen. Es wurde eine Programm ausgearbeitet, um bis zum Jahr 2020 die tägliche warme zu garantieren - ohne fianzielle Unterstützung durch die WPA, aber durch andere Geldgeber. Unter anderem stellte die Regierung von Luxemburg bis Ende 2014 fünf Millionen Euro für Ernährung und Schulessen zur Verfügung.
Die warme Schulmahlzeit, begleitet von Gesundheitserziehung ist ein Pfeiler der Sozialpolitik der Regierung, die enorm zum regelmäßigen Schulbesuch, zu weniger Schulabbrechern und weniger Fehlzeiten beiträgt.
Freunde Helfen Freunden
2009 trug Kapverden 70 der Ausgaben für die Schulspeisung und ist seit 2010 zu 100% für die Organisierung und Finanzierung der Schulspeisung verantwortlich. Mit den nationalen Ressourcen, die halt da existieren. Dafür wurde die Organisation FICASE (Fundação Cabo-verdiana de Ação Social Escolar) gegründet. FICASE versorgt nun u.a. die Schulen mit Reis und Öl. Unsere Grundschule auf der Achade Batalha ist aktuell in einem Projekt, in dem in Schulgärten selber für Beilagen wie Maniok, Süßkartoffeln etc. sorgen sollen. Schon bei der ersten Besprechung wurde von seitens Ficase klar gemacht, dass Unterstützungsgelder nur bei entsprechender Beteiligung auch der Eltern an diesem Projekt fließen werden.
Alle anderen Nahrungsmittel/Beilagen außerhalb der obigen Basis-Nahrungsmittel muss die Schule selber organisieren. Und diese Gelder muss jede Schule eigenständig erbetteln. Denn auch wenn alle Schüler ihren Schulbeitrag ( = Essensbeitrag) von 500 Esudos / Schuljahr zahlen, macht das pro Schultag und Schüler nur jämmerliche 2½ Escudos am Tag.
Teilweise erhält unsere Grundschule einen Zuschuß von der dänischen Hilfsorganisation BØRNEfonden.
Bei der Recherche zu diesem Beitrag ist mir selber erst richtig klar geworden, welche wichtigen Beitrag die Schulspeisung zur Verminderung der Analphabetenrate geleistet hat. Bis Ende der Schuljahres 2015/16 haben Kunden von Reiseträume Kapverden Gelder für die Schulspeisung gespendet. Wegen geänderter Ausrichtung der örtlichen Grundschule haben wir dieses Projekt in 2017 nicht weiter fortgeführt.
Quellen zu diesem Artikel
FICASE: Cantinas Escolares ohne Datum
Brasil doa 300 toneladas de arroz para cantinas escolares em Cabo Verde , Afrika 21 Digital, 28.08.2012
PAM transfere Cantinas Escolares para o Governo, Escritório dos Fundos e programas das Nações Unidas em Cabo Verde 23.07.2010
Siehe auch Schulspeisungen des WFP http://www.wfp.org/school-meals/
Welternährungsprogramm auf deutsch http://de.wfp.org/