Handreichungen für Reisen mit Respekt auf den Kapverden

(A) Tipps Für mündige Touristen

Unterkunft

Die Hotels sind in der Regel sauber, entsprechen jedoch (abgesehen von den größeren Ferienanlagen auf Sal und den Stadthotels in Mindelo & Praia) nicht dem europäischen Standard.

In kleineren und größeren Pensionen, die Einheimischen gehören und im Landesstil geführt werden, können Sie die Eigenständigkeit des Gastlandes besser erleben als in super modernen energieträchtigen Hotels. Gleichzeitig unterstützen Sie damit auch das mittelständische Gewerbe des Gastlandes.

Wasser

Zu Hause fließt heisses und kaltes Wasser scheinbar unbegrenzt aus dem Hahnen. Auf den Kapverden ist bereits Trinkwasser Mangelware.

Auf allen Inseln herrscht Wasserknappheit. Es könnte ja auch mal eine neue Erfahrung sein, eine vorgegebene Menge Wasser gut einzuteilen, statt wie in manchen Touristenhotels mit Swimmingpools gerade hier einen Überschuss vorgetäuscht zu bekommen.

Das Süsswasser im Pool fehlt einem Bauern auf dem Feld. Deshalb sind wir der Meinung: solange die Frauen das Wasser noch am Brunnen holen und über weite Strecken auf dem Kopf transportieren müssen brauchen wir keinen Süsswasserpool am Meer!

Bemerkung am Rande: Ein Tourist in den Strandhotels auf Sal verbraucht im Schnitt 70l Wasser am Tag. Ein Kapverder verbraucht 5l.

Strom

Die Elektrizitätsversorgung geschieht überwiegend mit lärmenden Dieselgeneratoren. Spannung beträgt 220 Volt, kein Adapter nötig. Es kommt immer wieder zu Stromausfällen und auf manchen Inseln wird er von vornherein zu bestimmten Stunden, meist früh am Morgen abgeschaltet.

Auf alle Fälle Kerze, besser auch noch Taschenlampe mitnehmen. Den Herren empfehlen wir Rasierapparat mit Batterien oder den Besuch beim Barbier, da nicht alle Steckdosen, nur weil sie solche sind unter Strom stehen. In den größeren Hotels auf Sal kein Problem

Müll

Nehmen Sie die nicht abbaubaren Abfälle wieder mit. Kapverde verfügt nicht mal über die notwendige Infrastruktur den eigenen Müll zu entsorgen. Trotz der Bemühungen, in den Gemeinden eine effiziente Müllentsorgung durchzuführen werden Sie immer wieder frei herumliegende Abfälle und Müllhalden finden. Vermeiden Sie Müll, wo  nur irgendwie möglich und entsorgen Sie Ihre Abfälle trotzdem ordnungsgemäss.

Essen und Trinken

Langusten werden gerade in den Touristenlokalen auf Sal immer angeboten. Dennoch gibt es eine offizielle Schonzeit von Juli bis September. Wenn keine bestellt werden, unterlassen auch diejenigen die bereit sind, dies zu umgehen den Kauf. Auch hier gilt wie überall: Der Bedarf wird durch die Nachfrage geregelt. Nur weil Touristen etwas wollen, sollten sie es noch lange nicht bekommen.

Schildkröten sind vom Aussterben bedrohte Tiere und haben im Kochtopf nichts verloren.

Einheimisches Gemüse und Obst ist geschält und/oder gekocht für uns ohne weiteres geniessbar. Einheimisches Essen und Trinken erspart dem Land Devisen und stärkt die Landwirtschaft.

Ein Teil der Kultur eines Landes ist seine nationale Küche. Lassen sie sich das nicht entgehen.

Öffentliche Verkehrsmittel

Der Aluguer ist günstig. Er ermöglicht den Kontakt mit den Einheimischen und zeigt alles viel lebensvoller.

Souvenirs

Hier das lokale Handwerk bevorzugen, dessen Geld dem Handwerker selbst zu Gute kommt.

Schildkröten gehören ins Meer und nicht ins Reisegepäck.
Die meisten Statuen und Masken aus Holz sind von der afrikanischen Küste importiert.

Das Museum für Kunsthandwerk in Mindelo und Geschäfte auf Santiago zeigen, was lokal produziert wird.

Fotografieren

Fragen Sie vorher nach und nützen Sie nicht die Gutmütigkeit der Bevölkerung aus. Die Kapverdianer lassen sich meist sehr gerne fotografieren. Fallen Sie aber nicht in ihre Häuser ein. Wollten Sie das im umgekehrten Fall?

Manche Menschen schämen sich auch ihrer Armut und wollen weder besichtigt, geschweige denn fotografiert werden. Die Frauen, die an der Straße nach Tarrafal auf Santiago die Steine klein hacken, wollen dabei in Ruhe gelassen werden.

Wenn Sie fotografieren dürfen und ein Foto schicken, freuen sich alle. Versprechen Sie aber nichts, was Sie dann nicht einhalten, wenn Sie wieder zu hause sind.

Betteln

Auf Ihren Wanderungen werden Sie immer wieder Kindern begegnen die den in ihren Augen reichen Touristen nach money fragen, betteln. Auch wenn es „nur“ Schulhefte oder Stifte sind nach denen gefragt wird. BITTE: wandern Sie nicht als wandelnde Geschenkebringer durch die Gegend! Weder Kugelschreiber, Bonbons oder sonst etwas einfach verteilen, geschweige denn Geld geben!!!

Betteln ist immer entwürdigend und prägt ein Kind zu seinem Nachteil. Wenn Sie einem bettelnden Kind etwas geben, haben Sie vielleicht kurzfristig Ihr Gewissen beruhigt; das Problem selber vergrößern Sie aber dadurch!!!

Besonders wenn Kinder betteln, schwanken viele Urlauber zwischen Mitleid und Vernunft. Ganz gut auf den Punkt gebracht hat es das Sympathie Magazin Kap Verde verstehen. "Vernunftgründe sprechen dagegen, Geld zu geben, da dadurch die Bettelei als alternative Erwerbsquelle gegenüber dem Kampf um Beschäftigung (bzw. Schulbesuch der Kinder) und die Resignation der Bettler verfestigt wird. Etwas anderes sind Trinkgelder für erbrachte Leistungen. Sie bilden in den Touristikzentren meist eine notwendige Ergänzung zum bescheidenen Einkommen."

Ein Sprichwort sagt: Wenn ein Mensch Dir sagt er hat Hunger kauf ihm keinen Fisch sondern eine Angel und zeig ihm wie er damit seinen Fisch täglich fangen kann, denn Du kommst hier nur heute vorbei und was macht er dann morgen?

Wenn Sie also wirklich etwas tun wollen, dann investieren Sie in die Zukunft der Kinder als eigenständige und von Touristen unabhängige Menschen. Gehen Sie z.B. zur Bank und spenden einen Betrag an soziale Dienste / Organisationen vor Ort. Indem Sie diese unterstützen können Sie wirksam helfen, ohne den Menschen-Kindern ihre Würde zu nehmen.

Sicherheit und Kriminalität

Noch gelten die Kapverden als sehr sicheres Reiseland.

Nur in Praia, Mindelo und Santa Maria ( Sal) sollte man vorsichtiger sein. Unser Leihwagenvermieter auf Santiago meinte folgendes dazu: Wann immer Sie das Auto parken, schauen Sie, dass nichts im Wagen liegenbleibt. Die Leute hier sind nicht schlecht, aber viele sind sehr arm und wir sollten sie nicht in Versuchung führen, sondern helfen, dass sie gute Menschen bleiben können. Das selbe gilt für teuren Schmuck. Am besten ganz zu Hause lassen. Dort ist er am sichersten aufgehoben.

Beim Festival in Baia das Gatas sind die Kinder mittlerweile schon gut organisiert und werden z.T. auch sehr aufdringlich. Es empfiehlt sich aufzupassen.

Aufpassen muss man wie sonst auch überall anders in größeren Menschenansammlungen z.B. an der Fähre, auf dem Markt. Taschendiebstahl in Praia und Mindelo.

Ich möchte Sie auf die Gefahr hinweisen und Ihnen ein paar Sicherheitsmaßnahmen vorschlagen:

  • keine Umhängetaschen benutzen sondern verschliessbare Rucksäcke und diese am Besten vor dem Bauch tragen.
  • keinen Schmuck oder teure Uhren tragen
  • wichtige Papiere und Geld immer am Körper unsichtbar verstauen, wenn Sie es nicht in einem Hotelsafe deponieren kann (Geldkatze ist zu empfehlen)
  • kleine Geldmengen zum Bezahlen von Einkäufen in den vorderen Hosentaschen deponieren, keine Geldbeutel in den hinteren Hosentaschen!
  • in der Dunkelheit nie alleine -das gilt vor allem für Frauen- in den dunklen Ecken der Stadt herumlaufen
  • Foto- und Videoapparate immer direkt am Körper oder in einem kleinen Rucksack vor dem Bauch tragen
  • wenn Ihnen was seltsam vorkommt, am besten laut werden, bzw. laut schimpfen, das vertreibt sie i.d.R., da dann andere Einwohner drauf aufmerksam werden.
  • Angeblich sollen Straßenkinderbanden auch gezielt nach Sal gebracht werden, um Hotelzimmer auszurauben. Also auch dort alle Wertsachen im Hotelsafe deponieren und die Koffer abgeschlossen im Schrank deponieren. Beim Verlassen der Zimmer immer darauf achten, daß alle Fenster und Türen gut geschlossen sind.

(B) Sextourismus und Sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus

thecode.org

In vielen Ländern müssen Frauen und Männer aus Armut in der Prostitution arbeiten oder Familien prostituieren ihre Kinder. Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein Verbrechen und wird hart bestraft – in Europa und anderswo!

  • Prostitution gibt es nicht erst seit Beginn des Tourismus. Je nach Land, Religion und Kulturgeschichte mehr oder weniger stark ausgeprägt, existiert sie seit jeher in fast allen Kulturkreisen. Tourismus verstärkt Prostitution, wie die Beispiele Thailand, Sri Lanka, Brasilien,Dominikanische Republik, Kenia oder touristische Zentren an der Schwarzmeerküste zeigen. Auch der internationale Geschäftsreisetourismus erzeugt eine verstärkte Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen im Ausland.
  • Die Sextourismus-Industrie braucht ständig „Nachschub“, d. h. neue Frauen, Mädchen und Jungen. Dies geschieht häufig durch Menschenhandel. Leider kann es auch vorkommen, dass verarmte Eltern ihre Kinder an Bordelle bzw. Menschenhändlerinnen und -händler verkaufen.
  • Sextouristen nutzen das Elend im Gastland aus, auch wenn sie es selbst nicht so sehen.
  • Wer im Ausland Kinder oder Jugendliche für sexuelle Dienstleistungen bezahlt (mit Geld oder anderen Gegenleistungen), begeht nach dem jeweiligen Strafrecht in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine kriminelle Handlung und kann im Heimatland zu hohen Haftstrafen verurteilt werden, unabhängig von den Gesetzen des Landes, in dem die Tat begangen wurde.
  • Kinder brauchen Schutz, überall auf der Welt! Bitte bedenken Sie, was Sie empfinden würden, wenn Ihre eigenen Kinder von reichen Touristen zu sexuellen Handlungen genötigt werden würden.

Wollen Sie sicher sein, dass KINDERRECHTE auf Ihrer Reise gewahrt sind …?

Reisen Sie verantwortungsvoll! Informieren Sie sich darüber, ob sich Ihr Reiseveranstalter aktiv für den Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung einsetzt.

Schauen Sie nicht weg und melden Sie Verdachtsfälle!

  • Werden Sie aktiv, wenn Sie Kinderprostitution bzw. sexuelle Anbahnung von Touristen mit Kindern beobachten!
  • Sollten Sie zweideutige Angebote erhalten oder etwas Verdächtiges beobachten, informieren Sie in jedem Fall die Reiseleitung und die Hotelleitung und melden Sie Bars und ähnliche Örtlichkeiten, in denen sich Sextouristen mit Kindern amüsieren. Nähere Informationen finden Sie auf der nächsten Seite.

Haben Sie auf Ihrer Reise einen Fall von Kindesmissbrauch wahrgenommen?

In Österreich, Deutschland und der Schweiz gibt es eigene polizeiliche Meldestellen für Kindersextourismus bzw. sexuelle Gewalt an Kindern. Sollten Sie verdächtige Handlungen oder Angebote an Kinder von einem Staatsbürger Ihres Landes beobachten oder im Zuge Ihrer Urlaubsbuchung auf verdächtige Webseiten stoßen, melden Sie dies bitte an die jeweilige Meldestelle Ihres Landes:
Österreich:
Deutschland: www.nicht-wegsehen.net
Schweiz: www.nicht-wegsehen.ch
Europäische Meldeplattform: www.reportchildsextourism.eu
Nähere Informationen: www.ecpat.at -  www.ecpat.de - www.kinderschutz.ch

Quelle: Naturfreunde International Reisen mit Respekt

(C) Ermunterung für ein besinnliches Reisen

Diese Ermunterung für ein besinnliches Reisen wurde unter dem Titel " A Code of Ethics for Tourists" auf einem Tourismusseminar der "Christian Conference of Asia" zusammen getragen.

Sie finden sie u.a. in den Sympathie Magazinen des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung e.V.

Bezogen auf Kap Verde

  1. Beginnnen Sie Ihre Kap Verde Reise unvoreingenommen und mit dem aufrichtigen Wunsch, während Ihres Aufenthaltes auch mehr über das Kap Verde von heute und seine Menschen zu erfahren.
  2. Respektieren Sie die Gefühle der gastgebenden Bevölkerung. Bedenken Sie, dass Sie durch Ihr Verhalten auch ungewollt wirken können. Die trifft vor allem beim Fotografieren zu.
  3. Gewöhnen Sie sich daran, hin zu hören und zu beobachten, statt nur zu hören und zu sehen.
  4. Halten Sie sich vor Augen, dass andere Völker oft andere Zeitbegriffe haben, die sich von unseren eigenen unterscheiden. Das heißt noch lange nicht, dass die der anderen die schlechteren sind. Sie sind eben nur verschieden.
  5. Entdecken Sie, wie interessant und wertvoll es sein kann, eine andere Art des Lebens kennen zu lernen.
  6. Machen Sie sich mit den örtlichen Sitten und Gebräuchen vertraut - die Einheimischen werden Ihnen gerne dabei helfen.
  7. Legen Sie die Gewohnheit ab, auf alles eine Antwort parat zu haben. Seien Sie diejenigen, die eine Antwort haben möchten.
  8. Denken Sie daran, dass Sie nur einer von Tausenden Touristen sind, die Kap Verde besuchen und beanspruchen Sie keine speziellen Privilegien.
  9. Wenn Sie es in Kap Verde wie zu Hause haben wollen, dann verschwenden Sie Ihr Geld nicht für das Reisen und bleiben Sie daheim.
  10. Wenn Sie beim Einkaufsbummel einen vorteilhaften Kauf gemacht haben, denken Sie auch mal daran, dass der günstige Preis nur deshalb möglich ist, weil die Arbeiter so niedrige Löhne erhalten.
  11. Machen Sie Menschen, denen Sie begegnen, keine Versprechungen, wenn Sie nicht Willens sind, diese auch zu halten.
  12. Reservieren Sie sich täglich etwas Zeit, um Ihre Erlebnisse zu verdauen und versuchen Sie dadurch, Ihr Verständnis zu vertiefen.
    Es heißt: "Das, was dich bereichert, mag andere vielleicht beraubt oder verletzt haben."

Wie überall auf der Welt, trägt auch auf den Kapverden ein respektvolles Verhalten gegenüber Natur und Umwelt zur langfristigen Sicherung der landschaftlichen Attraktivitäten bei.

Checkliste : Fragen an einen verantwortungsbewußten Reisenden

Aus:" Touristisches Buchzeichen" des Zentrums für Entwicklungsbezogene Bildung.

  1. Worauf freuen Sie sich bei dieser Reise?
    Was lassen Sie für eine Zeit gerne zurück?
  2. Wer freut sich über Ihre Reise?
    • zu Hause
    • dort, wo Sie hinreisen
  3. Möchten Sie auf dieser Reise etwas lernen? Was?
  4. Was für Menschen wollen Sie kennenlernen?
    • wen werden Sie voraussichtlich treffen?
    • Was wissen Sie von ihm?
    • Was weiß er von Ihnen?
  5. Wem nützt Ihre Reise?
    Wem schadet Sie?
  6. Welche Konflikte löst Ihre Reise aus? - Welche löst Sie?
  7. Was nehmen Sie auf Ihre Reise mit? - Was bringen Sie nach Hause?
  8. Können Sie einschätzen, wenn Sie in Ihrem Reiseland jemand verletzen?
    • mit ihren Fotoapparaten und anderen Aufnahmegeräten
    • mit Ihren Trinkgeldern und Geschenken
    • mit Ihren Gewohnheiten
  9. Wieviel Zeit werden Sie in den Städten verbringen, wieviel auf dem Land?
    Erlaubt ihr Terminkalender unvorhergesehene Besuche und Gespräche?
    Wieviel Zeit haben Sie für sich selber?
  10. Kehren Sie gerne nach Hause zurück? Wenn ja, warum?