Der importierte Osterbrauch oder wie Schellmanns das Osternest nach Calheta brachten

Zu Ostern plaudert unsere Geschäftsführerin Sibylle Schellmann aus dem Nähkästchen und erzählt, wie sie den Brauch des Osternestes nach Calheta auf Santiago brachte:
"Seit meiner Kindheit war das Osternestsuchen DAS Highlight an Ostern. Bei schönem Wetter im Freien und dann waren im Nest auch die ersten Kniestrümpfe und bei schlechtem Wetter natürlich drinnen. Und ich schwöre es...ich habe den Osterhasen gesehen wie er durch den Garten hoppelte… Mein Vater hat die Eier gefärbt, eben als Unterstützung, weil der Osterhase ja sooo viel zu tun hat, dass er das gar nicht alleine machen kann und ich durfte in späteren Jahren dann immer dabei helfen. So ist Ostern für mich auch eng mit Eierfärben verbunden.
Hier in Calheta kannte man diesen Brauch so gar nicht und daher habe ich mich beim ersten Osterfest welches wir hier in Kap Verde feiern wollten, mit Ostermanns Eierfarben ans Werk gemacht. Diese hatten mir nette Kunden mitgebracht und dazu haben sie noch Schokoladeneier und einen Schokoladenosterhasen für mich beigesteuert.
Also nichts wie los.
Die roten Eier sind wirklich wunderschön leuchtend geworden und nachdem das Nest fertig war, wollte ich es Benedita (meine Mitarbeiterin, Haushaltshilfe und Frau für alles) rüberbringen. Die war nun ihrerseits so angetan von der Idee das Nest zu verstecken, dass sie erst warten wollte, bis alle aus dem Haus sind. Das Nest war gut versteckt und am Ostersonntag klang schon recht früh fröhliches Lachen und Geplapper von nebenan zu uns rüber. Es ging eine wilde Jagd durch das Haus und alle Kinder (damals 15, 18 und 21 Jahre alt) waren ganz aufgeregt auf der Suche nach dem Nest, welches dann unter großem Hallo auf den Tisch gestellt wurde. Dass man die Eier auch essen kann war ihnen allerdings erst klar, nachdem das "Beiwerk" weg war und die Eier immer noch dort lagen und ich fragte, ob sie denn keine hartgekochten Eier mögen...
Seit dieser Zeit ist es Brauch: Wenn wir an Ostern in Calheta sind gibt es ein Osternest. In diesem Jahr leider ohne die traditionellen Schokozutaten, da ja alle Grenzen dicht sind, aber die Eier habe ich natürlich gefärbt. Ja -im wahrsten Sinne des Wortes - die einen mit Rotkohlbättern und die anderen mit Kurkuma, wobei letztere keinen großen Unterschied zu den braunen Eiern hatten die wir hier kaufen können -aber wie heißt es so schön.....der gute Wille zählt und für mich zu sehen, welche Freude das Nest jedes Jahr macht. Ich konnte dann aber doch nicht auf bunte Eier verzichten und da eh noch etwas eingekauft werden musste, habe ich mir gleich Lebensmittelfarbe mit besorgt. Damit gibt's nun dieses Jahr doch noch rote Eier (die Kurkuma-Eier waren wirklich nicht der Hit) im Nest.
Witzig ist..jetzt suchen die "Kindeskinder" und die Großen haben denselben Spaß beim Verstecken wie damals Benedita."